I
lust
wandeln unter monden nassgrässer pflücken und
rücken schmiegen körper biegen tautropfen salzen unter
monden sterne starren auf körper unter monden.
II
mond
lichtern ohne fragen mücken jagen totschlagen unter
monden liebkosen zärteln zwitschern vögeln körper
ineinander wiegen unter monden.
III
schlaf
süchtig unter monden körper wärmen schwärmen
mit därmen unter bäumen lärmen körper strecken
fallen liegen schlafen unter monden.
IV
licht
schüchtern räkeln unter roten sonnen morgens ohren
augen öffnen tautropfen trinken in nebelschwaden
mücken jagen ohne fragen totschlagen.
(2010) Auszeichnung Berner Lyrikwettbewerb
fährt dieser zug
nach bischofszell?
kommst du
aus düsseldorf?
aus frauenfeld?
aus büren?
bist du lehrer
oder friedhofsgärtner?
machst du gerne yoga?
und was treibst du sonst
den ganzen tag?
willst du heisse marronen?
magst du feldsalat?
bist du allergisch auf bohnenkraut?
und hast du zuhause einen pinguin
oder gar eine wespenfarm?
ich hab ein krokodil gesehen
heute - kurz vor kalkutta.
du hast mexikanische ohren
und deine schrift ist schön.
trag sorge zu deiner flamme
was besseres kriegst du nicht.
mayday, mayday
die scheidungsrate ist so hoch.
liebe festgemeinde
in hundert jahren sind wir tot.
ich geh raus in urtenen
muss noch eine schwängern.
die menschheit ist ein ungeziefer
findest du nicht auch?
(2006)
nachts
spalte ich haare
bei leerläufigem
mond.
(2006)
meer: kleines stück wasser südost hängt ein müder
mond in den zweigen schmusen die möwen sprengen
den rahmen der zeit und wellen: wogen durchs bild wo
winde nach würzen der weite riechen die lüfte nach
heissem papier greifen blautrunkene äther nach
wolken: gleiten kamelienschnecken und
meerbarbenkönige schweben langnasendrachen
und kugelmelonen segeln grasargreise und
katzenhaililien nach osten und winde: grimassieren
trunksüchtige wasserbauschtiere kleben an bauchigen
himmeln bechern kondenswasser über der brandung
tosen die gischtaugen spiegeln wildgewordene schwärzlinge
am horizont: möwen umkreisen das bild wo winde nach
würzen der weite riechen die lüfte nach feuchtem
papier greifen schwarztrunkene äther nach sturmwinden:
zerlegen wildtiere schauern über den buchten fliehen die
möwen in schwärmen vorm dunkel ans licht wellen: glätten
das bild brechen den rahmen der zeit in den zweigen ruhen
die möwen behütet ein hellwacher mond.
(2008)
feuervogelblau
besehnt
bewogen
federflatterleicht
geeicht
geborgen
fensterflügelweit
entzweit
gezogen
fingerbeerengross
berührt
geführt
(2009)
traumgeplagt erschrickt sich der heimgesuchte an
schwarzschatten hängen plaggeister in gehirnwinden
wollen gewrungen werden.
schwitzen sich kerlige grossnasen aus poren
verstopfen zellportale drücken schieben sich
aus dünnhäutigem fleisch.
höhlen die gelächter von hasspfauen
mundweiden fressen sich meterlange
bäuche an.
hirnen gespinster äugen
glubschig säugen sich
überall aus.
horten fleisch
zerstückeln
es.
hocken
überall
auf.
(2007)
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